Und
der Herr sprach zu seinem Sohn. „Nimm wenigstens die Lockenwickler ab bei
Tisch!“
Ja,
die Generationskonflikte haben sich verändert. Früher gereichte eine
Kleinigkeit, dass die Väter ihre Autorität mittels Zucht und Bedienung durchsetzen
konnten. Heute ist es eher eine Bitte und die Antworten der Söhne sind viel
verständiger, pädagogischer, einfühlsamer, sanfter.
„Ja
Herr, verstehe bitte, ich habe viel aufgenommen an Unrat in meinen Kiemen auf
dem Weg zum Mann werden. Die Biere waren mit Limonade versetzt und Crack mit
dem Einheitsbrei zum Frühstück der Mutter Mariä.“ sprach Himmel.
„Mariä?“,
fragte Vater
„Sorry,
für die verschmutzte Ausdrucksweise, der meisterlich entschlafenen, hochheilig
gebärenden Gottes!“
„Jetzt
ist aber gut, Bub!“, sprach der Herr und er schellte Himmel nur ein einziges
Mal. Aber immerhinque so saftig, dass sein vom Kokain so gelbliches Antlitz
sich ins bläuliche verfärbte und weltliches Blut gerann.
Dann
schwiegen Sohn und Vater. Draußen spielten Kinder auf dem Spielplatz der
anschließenden Kindertagesstätte. Der blaue Himmel über ihren verwegenen
Wintermützchen, da der Sommer noch nicht Einzug in ihre Herzen gehalten hatte.
Mädchen wie Buben spielten so grob und fein miteinander, dass man um die Zukunft
der Menschheit doch noch keine akute Furcht haben brauchte, näch.
Der
Mischraum war nach dem Erbsen und Möhrenprinzip eingerichtet, damit sich die
Besucher ihrer Lieben hier wohl fühlten. Eine weiß gekleidete dunkelhäutige
Pflegerin betrat den Besucherraum des Pflegeheims und reichte den beiden Tee.
Der des Vaters war mit allen möglichen Pulvern zur Ruhigstellung nahezu
geschmacksneutral.
„Unglaublich,
was die hier alles reinmanschen, die Schweine!“, sprach der Herr.
Himmel
nickte und warf einen fragenden Blick der Pflegekraft nach.
„Sie
kommt aus Umbuktu und heißt Umuhulukumbulumuk!“, sprach der Herr. Aus dem
Silberpapier der von Himmel mitgebrachten Schokolade formte er ein Kreuz. Die
Suppe des Hauses war unberührt geblieben. Sie war einfach nicht genießbar.
Dann
nahm man sich die Hände, ganz fest und warm. Es war wieder einmal Zeit zum
Fingernägel schneiden.
29.
Mai 2014