Freitag, 25. November 2011

Für Ludwig

Ludwig Hirsch 1946 - 2011


Für Ludwig

Wir sahen damals geschmeidig aus mit unseren schlanken Körpern in hautengen Hosen, liebestollen Blicken aufeinander und unseren geballten Wutfäusten auf dem Tisch. Wir waren da, weil die Zeit uns geboren hatte und das biedere Leben uns einzuholen drohte.

Ich plauderte mit Sylvia innig. Ihre Haare wie meditarane Wellen. Der Salat bestand aus Thunfisch und Ei. Ein Weizen stand auf dem Tisch unter dem alten Wasserturm in Bergedorf. Wir sprachen über Herdplatten für Kinder als grundlegendes Lebensmittel, von dem wir immer gehört und gelesen haben. Dann kam Dörte zu mir und machte grimmig mit mir Schluss.

Sie war eine von den unliebsamen Affären, die an mir vorbei liefen und die große Liebe verhinderten. Ich konnte wegen ihr nicht weinen. Wir Männer suchten damals inständig die Tränen. Die Frauen suchten Sandpapier für ihren Hals.

Am Abend legte ich mir die „Dunkelgrauen Lieder“ von Ludwig Hirsch auf. Jetzt konnte ich wenigsten ein bisschen trauern und heulen wie ein Streuner.






25. November 2011