Mittwoch, 11. Juli 2012

Ein Liebesvormittag eines Herrn H.


Da steht sie nun vor mir, diese Schlampe von nebenan, die immer rauchend die Wäsche aufhängt. Jetzt raucht sie auch. Sie steht da mit nacktem Oberkörper, löchriger Jeans, schwarzen Gartenfüßen. Um ihre Augen etwas Menschliches. Krähenfüße und ein zartes Lächeln, welches an den Mundwinkeln versiegt. Als ich in diese Gegend gezogen war, wollte ich mich einigeln. Das habe ich dann auch getan. Jetzt steht ihr blanker Busen im Angebot. Ein Busen, der in diese Gegend passt. Weiß, rund und unverbindlich. Sie ist eine hübsche Frau. So eine Vorstadthusche die auffällt. So eine, der man nachschaut, wenn sie in den Bus einsteigt und wieder aussteigt. Sie hat so grade Schultern und ist schwer zu schätzen. Dreißig, vierzig.

Wir sind da um uns abzunutzen. An Montagen liege ich sonst im Bett, verkatert und verschwitzt. Jetzt reiche ich dieser Frau den Ascher.
„Stört es dich, wenn ich rauche?“
„Ja, aber du sollst mich stören!“

Sie zieht sich aus. Zwei richtig fette Hämatome an den Innenschenkeln.
„Ich bekomme ganz schnell blaue Flecken!“

Verletzte Frauen rühren mich an. Wenn man in ihr Bein drückt, erzeugt man eine Delle, die nicht gleich wieder rausgeht. Sie ist bedienbar, wie ein Haushaltsgerät. Gewitterluft liegt in der Luft. Immer diese ersten Blicke, denen ein zweiter und dritter Blick folgt. Zu zweit zu sein beim Sex ist manchmal ganz schön störend. Sie dreht sich um, guckt mir zu, während ich sie ins Bücherregal stelle. Sie hat gute Stopperqualitäten. Nur ihre Füße sind nicht sauber. Ich koche sie in der Küche aus und habe einen Grundsud. Ich bin für solides Speisen, vor allem auch zu den richtigen Zeiten. Ich hatte schon lange keine fremden Haare mehr im Gesicht. Aber man gewöhnt sich dran.

Draußen wächst Gras über die Sache.

9. Juli 2012