Donnerstag, 24. Februar 2022

Grenzüberschreitung

Die Generationen vor mir sind alle nicht mehr da. Sie haben Kriege überlebt, was wohl mehr oder minder Zufall und Glück war. Die Wahrscheinlichkeit war nicht besonders groß. Sie hatten aber Zeit (Oma, Opa, Vater, Mutter) mir alles zu berichten und letztlich immer hoch zu halten, was sie beim alt werden erleben durften: Friedenszeiten. Bald werden alle Augenzeugen dieser Weltbrände nicht mehr da sein. Alles ist dann nur noch aus zweiter, dritter, vierter Hand und in ewig abgenudelten verschieden guten, verschieden Sensationen heischenden Dokus zu sehen.

 

Wer heute Parallelen sieht zu 1939 und auch die Herkunft, die emotionale Herkunft von dem anspricht, wird politisch für dumm erklärt. Wer sagt, dass der Unterschied zwischen mittelbarer und unmittelbarer Gefahr immer kleiner wird, der wird belächelt. Hingegen ist es üblich geworden schwarz auf weiß sich die Blöße zu geben und zu schreiben: Ich habe alles vorhergesehen! 

 

Keiner aber hat diese Menschen je sprechen gehört, höchstens im Volkstenor, dass dieser Putin verrückt sei. Ja natürlich, er ist verrückt. Er hat nicht verstanden, dass eine bestimmte Grenzüberschreitung und Wortwahl und Drohgebärde immer in der Geschichte in einer Katastrophe enden musste. Auch für den Kriegsverbrecher selbst, auch und grade für sein eigenes Volk. Die Vernünftigen und Besonnenen, wenn man sie am Leben lässt, haben immer die besseren Chancen nach einem Brand neues aus vollkommen überflüssig erzeugter Kriegsasche zu machen.

 

Es herrscht nichts anderes als Krieg und er betrifft uns alle und wird auf unser aller Leben Auswirkungen haben, wird sich massiv wegen Kapitalverbrechern, maßlosen Oligarchen und ihrem Staatslügner und Brecher von internationalen Vereinbarungen auf das auswirken, was wir Freiheit, Frieden und Demokratie nennen.

 

Es sterben heute, morgen, übermorgen Menschen in unserer unmittelbaren und nicht mittelbaren Nachbarschaft. Wir haben immer so gelebt, damit es nicht soweit kommt: Frieden und Freiheit und Gemeinschaft gefordert, naiv und wissend, akademisch und mütterlich.

 

Es lebe für immer und alle Zeiten der absolute Ruf nach Frieden und Freiheit, jetzt mehr denn je. Und dieser Wunsch beinhaltet nicht das Kleinkind-Gejaule von „Spaziergängern“ und anderen falsch abgebogenen. Er richtet sich gegen jede Art der stumpfen Keule und jedes Vergeltungs-Geschrei. 

 

Nur der absolute tief verwurzelte Wunsch nach Frieden und Freiheit und der Wille zur Gemeinschaft kann irgendwann einmal Frieden und Freiheit bringen. Man muss immer wieder neu damit anfangen. Anders erreicht man nie, dass irgendwann kein Mensch mehr auf die Putins dieser Welt hört.

 

24. Februar 2022