Samstag, 21. Januar 2012

Deutsche Protestkultur 1



In Deutschland geht man entweder auf die Straße, wenn ein Fahrzeug ordnungsgemäß am Zebrastreifen hält. Oder auch, wenn der Kindergarten ein Fest feiert und die Spiel-Wohn-Laufstraße von Fachpersonal abgesperrt wurde. Oder eben, wenn genügend Alkohol und Frauen, bzw. nur die Gedanken an Frauen, im Spiel waren und man mit seinen Kumpelinen direkt vom Fußball kommt.

Die deutsche Protestkultur ist eben diffizil. Man geht entweder auf Demos, wenn das Fernsehen kommt und das kommt ja mittlerweile immer und wenn das nicht, dann zumindest Youtube. Oder, wenn man weiß, dass sog. Profiprotestler, politisch sich orientierende junge Menschen, weit weg sind. Diese jungen Leute sind in der Öffentlichkeit knutschende, bumsende, sich in Sozialberufen arbeitsfeindlich verhaltende Gegnerinnen von Kaffeeklatsch und kommerziellen Autokinos. Sie sind keine Vorbilder für unsere Kinder. Wenn sie Kontakt zu solchen jungen Menschen bekommen, kann man die Kleinen nicht mehr so einfach von der kulturellen Wertigkeit vom Heidepark und dem Disneyland überzeugen. Kinder können verdorben werden wie Hackfleisch in der Sonne. Menschen brauchen Halt und Haltbarkeit.

Sie brauchen den Glauben an das Gute und Reine, an die Liebe einer Sozialversicherung und die Romantik einer Doppelgarage in einer Neubausiedlung mit Gemeinschaftstrampolin.

Die Proteste der jungen Leute auf der Straße sind inhaltlich verklettet wie ihre Haare und leider so furchtbar FÜHRERLOS. Sie sind dagegen, dass grundlos Unterwäsche getragen wird, aber auch dagegen, dass man auf Unterwäsche nur aus sexuellen Gründen verzichtet. Sie waschen sich auch nur dann, wenn sie sich zu geheimen Ritualen treffen. Man muss sich das einmal vorstellen: geheime Treffen ohne Polizeischutz, der sie vor sich selber schützt.

Und sie essen Schweinefleisch nur biologisch und nur bei Vollmond und nur wenn die Schweine damit einverstanden waren. Und sie haben keinerlei Beziehungen zu reichen und berühmten Menschen. Manchmal haben sie Väter, welche Bundestags - Abgeordnete sind und die ihnen den Unterhalt bezahlen, weil diese Väter ein übervolles Herz voll Traurigkeit und Liebe in sich tragen.

21. Januar 2012