Mittwoch, 26. Dezember 2012

Jahresrückblick

Fotografischer Jahresrückblick 2012 in 140 Bildern und 10 Minuten.

Montag, 24. Dezember 2012

Frohes Fest

Der Dichter liegt lang dieses Jahr. Angewinkelt, möglichst im Rechten. Er fürchtet zunächst, der Titel seiner Geschichte sei kopierbar und nicht neu. In seinem Augenwinkel ist der Schnee geschmolzen. Auf dem Kaffee ist es um die Milch geschehen. In den Heimen für Alte, Kranke und Undeutliche treten Jazzduos auf. Sie lachen im Flur. Der Flur so spiegelglatt wie im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda. Im Hintergrund ein Kinderchor von der Platte. „Hast Deutschland gerettet aus tiefster Not, Dir danke ich heute mein täglich Brot.“ Die Chinesin an der Kasse von Rossmann lächelt, als hätte sie Disziplin gelernt. Unter ihrer blinkenden Weihnachtsmütze sieht sie aus wie eine freundliche Komplizin Kater Carlos. Sie wünscht mir kein frohes Fest. Ich denke an die vielen Magenprobleme zuhause und an die, die sich nicht so viel Toilettenpapier auf einmal leisten können. Zwei Mongopackungen zum Sparpreis auf die kürzlich erworbene Zahnersatzkarte, die ich noch nicht brauche. Und dies, obwohl ich meine Beißschiene des Nachts kaum benutze. Fest für Fest ist aber ein Jahresring Schmelz abgegangen ins Nichts. Mann beißt sich eben durch. In den Gärten stehen wieder ein paar Kameraden recht dunkel gekleidet mit traurigen versoffenen Gesichtern um den Sunnwenndmann zu feiern. Alles so viel mit Liebe gemacht hier im schönen Alstertale. Und ich denke an meine Mutter, die doch gestern recht lustig und fidel mit mir war. Euch allen ein frohes Fest. 24.12.2012

Mittwoch, 11. Juli 2012

Ein Liebesvormittag eines Herrn H.


Da steht sie nun vor mir, diese Schlampe von nebenan, die immer rauchend die Wäsche aufhängt. Jetzt raucht sie auch. Sie steht da mit nacktem Oberkörper, löchriger Jeans, schwarzen Gartenfüßen. Um ihre Augen etwas Menschliches. Krähenfüße und ein zartes Lächeln, welches an den Mundwinkeln versiegt. Als ich in diese Gegend gezogen war, wollte ich mich einigeln. Das habe ich dann auch getan. Jetzt steht ihr blanker Busen im Angebot. Ein Busen, der in diese Gegend passt. Weiß, rund und unverbindlich. Sie ist eine hübsche Frau. So eine Vorstadthusche die auffällt. So eine, der man nachschaut, wenn sie in den Bus einsteigt und wieder aussteigt. Sie hat so grade Schultern und ist schwer zu schätzen. Dreißig, vierzig.

Wir sind da um uns abzunutzen. An Montagen liege ich sonst im Bett, verkatert und verschwitzt. Jetzt reiche ich dieser Frau den Ascher.
„Stört es dich, wenn ich rauche?“
„Ja, aber du sollst mich stören!“

Sie zieht sich aus. Zwei richtig fette Hämatome an den Innenschenkeln.
„Ich bekomme ganz schnell blaue Flecken!“

Verletzte Frauen rühren mich an. Wenn man in ihr Bein drückt, erzeugt man eine Delle, die nicht gleich wieder rausgeht. Sie ist bedienbar, wie ein Haushaltsgerät. Gewitterluft liegt in der Luft. Immer diese ersten Blicke, denen ein zweiter und dritter Blick folgt. Zu zweit zu sein beim Sex ist manchmal ganz schön störend. Sie dreht sich um, guckt mir zu, während ich sie ins Bücherregal stelle. Sie hat gute Stopperqualitäten. Nur ihre Füße sind nicht sauber. Ich koche sie in der Küche aus und habe einen Grundsud. Ich bin für solides Speisen, vor allem auch zu den richtigen Zeiten. Ich hatte schon lange keine fremden Haare mehr im Gesicht. Aber man gewöhnt sich dran.

Draußen wächst Gras über die Sache.

9. Juli 2012

Donnerstag, 10. Mai 2012

Sonntag, 8. April 2012

Enorme Ostern

Als die Hasen noch Schokoladeneier schissen und die Jungfrauen nach Milchlamm dufteten, ging ich im Klövensteen zur Baumschule. Barfuss war ich und einen Tornister trug ich aus Brot und Holz. Ich liebte den Duft der Waldläufer und hatte gerade erfahren, dass Pippi Langstrumpf durch einen Querschläger der Dorfpolizistendeppen Kling und Klang schwer verletzt worden war und im Rollstuhl saß. Pippis Tod wäre aber auch zu hart gewesen und ich hätte nie vermocht, diese schlimme Nachricht, die alle Kinder der Welt niemals verwunden hätten, in einer Geschichte zu verwenden.

Als Fräulein Prysselius mit einem Pflegedienst anrückte, um Pippis steifen Wirbel mit Elchsfett einzureiben, wurde das Mädchen garstig, rief ein paar Schwedische Kraftausdrücke und drehte sich mit ihrem Rollstuhl traurig im Kreis und schluchzte: „Hallari hallahoppsassa!“ Tommy und Annika kümmerten sich nicht um ihre behinderte Freundin. Sie hatten zwar ein enorm schlechtes Gewissen, aber sie waren Provinzkinder und spießig obendrein und sozial nicht geschult mit Rollstuhlfahrerinnen in Strapsen zu verkehren.

Zu dieser Zeit verlor ich den Glauben an das Gute in den Hasen und Eiern. Und auch Astrid Lindgren wurde mir auf einmal suspekt. Warum wurden ihre Geschichten plötzlich nicht nur traurig, sondern auch brutal? Sie wurde zur alten Frau aus der Finsternis. Sie konnte Pippi ihr sexuell unbeschwertes Leben nicht mehr gönnen. Kein Wunder, dass Pippi als junge Frau später bisexuell wurde und sich nur noch züchtig kleidete. Eine echte Langstrumpf eben. Dass sie als Kind diese Fratzenlolita mit roten Haaren geben musste, verzieh sie der Alten nie.

Zu Ostern war bei uns daheim immer die Familie Woldtmann zu Besuch. Mit dem Jungen sollte ich im Garten Eier suchen. Der Knabe war Autist, was ich aber erst später erfuhr. Ich hielt ihn einfach für einen ignoranten Arsch. Vater Woldtmann war Jurist und mein Vater meinte, es wäre eine schöne Tradition, diesen Kontakt aufrecht zu erhalten. Zu Pflingsten waren wir dann immer im Gegenzug bei den Woldtmanns. Am Eßtisch erzählte ich dann die neue Geschichte von Pippi und der Woldtmannjunge musste bitterlich weinen. Die Woldtmanns verließen augenblicklich unsere Wohnung. Meine Eltern nahmen seit dem nie wieder Kontakt zu anderen Menschen auf.



8. April 2012

Sonntag, 29. Januar 2012

Deutsche Protestkultur 3



Der Protest gegen die Sahnetortenkultur; Sie wissen schon (Udo Jürgens), ist der Befürwortung für Kaffee in der Sohne gewichen. Selbst die Polizei wartet geduldig, dass wir mal wieder gegen irgendetwas Sinnvolles sind. Gegen etwas was wehtut. Ausbeutung oder lange Ansagen auf Bahnhöfen, maschinell erstellt.

Überhaupt, diese neuerdings maschinellen Ansagen auf Bahnhöfen in Hannover und am Dammtor und weiß der Geier wo, ... da fühle ich mich in meiner luftigen Nichtraucherzone gestört. So etwas kann ich nicht haben. Ich bin kein iPod Träger in der Öffentlichkeit. Aber auf diese Weise werde ich es.

Das ist gewollt. Das ist genau so gewollt, wie, dass schicke wohlhabende Studenten in unsere gemütlichen Backstubenvororte eindringen und Cocktails schlürfen wollen. Und das Schlimme ist: sie bekommen auch noch Cocktails.

Wichser, alles Wichser.



29. Januar 2012


Sonntag, 22. Januar 2012

Deutsche Protestkultur 2



Zwischen den Kindern, den Frauen und den Männern herrschen zornige Blicke. Blicke aus der deutschen Eiszeit. Blicke, die uns die Schlagerjahrzehnte beschert haben. Diese Zeiten, wo deutsche Fräuleins in weißen Kleidern und kurzen Röcken die Inhalte von Reiseprospekten für Südseeurlaube geträllert haben. Wo man selbst tätowierte Mädels auf einen Geschmacksnerv gepolt hat. Wo die lieben Kleinen Andy Borg für ihren Papa hielten und den Weihnachtsmann für einen Quizmaster vom Kinderfernsehen.

Diese Zeit hat uns für eine lange Ewigkeit verdorben, zerstört, geschmacklich enthauptet. Sie hat aus Kunst eine akademische Zuckung gemacht, die bekämpft gehört, bis unter die Haut. Warum heute junge Frauen und Männer freiwillig mit bescheuerten Frisuren und fehlenden Ansichten ins Fernsehen gehen, ist klar. Onkel Michael Schanze hat damals nicht aufgepasst. Und auch Thomas Gottschalk hat Weingummis verkauft, anstatt Verantwortung zu übernehmen.

Dagegen muss der Deutsche heute protestieren. Man hat uns entweiht. RTL2 hat längst die Regierung übernommen. Gegen die Magen und Darm – Feen im privaten Fernsehen, ist die Kanzlerin eine grazile Schönheit.

Ich protestiere gegen 1000 Jahre IN und OUT Tabellen.
Ich protestiere gegen Fußball auf Rasenheizung.
Ich protestiere gegen Xavier Naidoo.

Wir haben damals den Komikern und Satirikern nicht richtig zugehört, nicht einmal Heinz Ehrhardt. Sie meinten das damals alles ernst und sollten Recht behalten.

22. Januar 2012


Samstag, 21. Januar 2012

Deutsche Protestkultur 1



In Deutschland geht man entweder auf die Straße, wenn ein Fahrzeug ordnungsgemäß am Zebrastreifen hält. Oder auch, wenn der Kindergarten ein Fest feiert und die Spiel-Wohn-Laufstraße von Fachpersonal abgesperrt wurde. Oder eben, wenn genügend Alkohol und Frauen, bzw. nur die Gedanken an Frauen, im Spiel waren und man mit seinen Kumpelinen direkt vom Fußball kommt.

Die deutsche Protestkultur ist eben diffizil. Man geht entweder auf Demos, wenn das Fernsehen kommt und das kommt ja mittlerweile immer und wenn das nicht, dann zumindest Youtube. Oder, wenn man weiß, dass sog. Profiprotestler, politisch sich orientierende junge Menschen, weit weg sind. Diese jungen Leute sind in der Öffentlichkeit knutschende, bumsende, sich in Sozialberufen arbeitsfeindlich verhaltende Gegnerinnen von Kaffeeklatsch und kommerziellen Autokinos. Sie sind keine Vorbilder für unsere Kinder. Wenn sie Kontakt zu solchen jungen Menschen bekommen, kann man die Kleinen nicht mehr so einfach von der kulturellen Wertigkeit vom Heidepark und dem Disneyland überzeugen. Kinder können verdorben werden wie Hackfleisch in der Sonne. Menschen brauchen Halt und Haltbarkeit.

Sie brauchen den Glauben an das Gute und Reine, an die Liebe einer Sozialversicherung und die Romantik einer Doppelgarage in einer Neubausiedlung mit Gemeinschaftstrampolin.

Die Proteste der jungen Leute auf der Straße sind inhaltlich verklettet wie ihre Haare und leider so furchtbar FÜHRERLOS. Sie sind dagegen, dass grundlos Unterwäsche getragen wird, aber auch dagegen, dass man auf Unterwäsche nur aus sexuellen Gründen verzichtet. Sie waschen sich auch nur dann, wenn sie sich zu geheimen Ritualen treffen. Man muss sich das einmal vorstellen: geheime Treffen ohne Polizeischutz, der sie vor sich selber schützt.

Und sie essen Schweinefleisch nur biologisch und nur bei Vollmond und nur wenn die Schweine damit einverstanden waren. Und sie haben keinerlei Beziehungen zu reichen und berühmten Menschen. Manchmal haben sie Väter, welche Bundestags - Abgeordnete sind und die ihnen den Unterhalt bezahlen, weil diese Väter ein übervolles Herz voll Traurigkeit und Liebe in sich tragen.

21. Januar 2012



Samstag, 14. Januar 2012

Ihre Frau Dr. Wolf

Mein Name ist Wolfgang Michael Peter und der Wolf und ich bin Präsidentin der Vereinigten Staaten von Deutschland. Mein Mann hält mir den Rücken frei und absolviert auf Staatsempfängen das Damenprogramm. Wir sind eine ganz normale Familie und kommen aus einfachen Verhältnissen. Mein Vater war Braumeister und meine Mutter Fleischeinlage in einem Pichelsteiner Eintopf. Der wurde bei uns im Dorfkrug zu besonderen Anlässen serviert. Z.B. bei den Besuchen Willy Brandts 1966 und Ludwig Ehrhardts 1967 bei unserem Bürgermeister. Diese Ereignisse haben mich politisch entscheidend geprägt.

Bei der Volkssparkasse haben wir eine Doppelhaushälfte finanzieren lassen. In der anderen Hälfte wohnen meine Schwiegereltern mit denen wir seit deren Lottogewinn befreundet sind. Mein Schwiegervater hat mir einmal beim Tanken seine Kreditkarte ausgeliehen. Anschließend habe ich meinen Fahrer heimgefahren, weil ich den Wagen auch mal für mich haben wollte, damit der am Wochenende auch mal bewegt wird zu Sonntagsfahrten über die AVUS.

Es gehört zu meinen geheimen Leidenschaften lustige Botschaften auf Anrufbeantworterinnen von Zeitungsredakteuren zu sprechen und sie mit kleinen nicht ernst zu nehmenden Drohungen zu sackzipfeln. Nicht jeder dieser Kerle versteht meinen Humor. Eine Universität habe ich nie von innen gesehen. Meinen Doktortitel habe ich in bar mit ehrlich erworbenem Geld bezahlt und die Scans der Quittungen werden lückenlos im Internet erscheinen. Ich denke, so etwas hat es in der Geschichte des Landes noch nie gegeben.

Zum Privatleben meines Mannes möchte ich nichts sagen. Es ist mir eben auch schlicht und ergreifend unbekannt.

Ihre Frau Dr. Wolf