Donnerstag, 24. Dezember 2015

Z.B. Weihnachten

Zum Beispiel Weihnachten


In Deutschland ist auf einmal alles anders. Z.B. Weihnachten. Kein Winter, kein Schnee und Überstunden in der Sonne. Das Feiern ist den Patchworkern überlassen. Mit lebensgroßen Weihnachtsfrauimitaten überraschen sie ihre Kinder. Die Kinder sind angeekelt und derangiert. Die Kinder sind spießiger als Eltern. Ein neuer Trend übrigens. Die nächste Generation wird wieder mehr auf Familienfeste achten. Auf Abifeten wird nicht geknutscht, sondern gesketch Appt. Die Mädchen in ganz langen weißen Kleidern, die Knaben tragen schwarze Anzüge und Niqab, dies sind beduinische Gesichtsschleier und ist nur so ne Mode. Das hat nichts mit Religion was zum tun. „Was zum tun“ ist kunstbayerisch immer noch.

Die neue Generation redet kein kunstbayerisch mehr, sie versucht den Hamburger Dialekt nachzuahmen.

Ohne vierte Jahreszeit wird der Deutsche, die Deutschin mit Sicherheit depressiv. Es werden Generationen nachwachsen, die auf ihrer Abifete den ersten Schnee sehen. Sie müssen dann aufpassen, dass sie nicht in die falsche Straße einbiegen.

Bei uns daheim gibt es dieses Jahr einen interessierten Blick einer verschwindenden Spezies in die Zukunft und Biohuhn.

Frohes Fest.

24. Dezember 2015   





Montag, 28. September 2015

Rote Haare

Rote Haare


Früher hatte der Schimmer roter Haare etwas Besonderes. Man vermutete stets umgefärbte Zigeunerkinder, anstatt Sommersprossen unter blond roten Locken. Heute ist man ja ganz anders drauf. Ganz aufgeschlossen. Man ist sogar freudig aufgeregt, wenn man in Kochshows Rothaarige sieht. Kurzhaarige Rothaarige oder langhaarige Rothaarige. Aber nie solche mit Messerschnitt. Könnt ihr euch Rothaarige mit gradem Seitenscheitel vorstellen? Also ich nicht. Und doch muss es sie irgendwie geben. Vielleicht unter den Flüchtlingen. Versehentlich ein Ire darunter gerutscht, ohne Locken, aber mit roten Haaren. Die Haare so glatt wie halal. Oder wie der Schnitt im Döner, wenn der Rub bei der Hühnerkleinvariante deutlich zu Paprika mäßig ausgefallen ist. Glatt wie ein indischer Kinderkopf in Uniform. Nur hellrot eben. Also in etwa so, wie wenn das Hühnerfleisch zu lange in H Milch geschwommen ist.

Oder wenn eine Nordeuropäerin unter Palmen liegt und nebst dem Palmenschatten, der orange Charme des Lichtes ihren Scheitel berührt. Je älter man wird, desto dezenter wird die Erotik, näch. Und je schlimmer findet man sich selbst dabei. Man findet den Anstoß auf Rothaariges, weil irgendwo mal etwas attraktives Rothaariges mal rote Haare gezeigt hat. Wären aber alle Menschen rothaarig, dann spräche man jetzt von der Lava durch Europa, die hier oben angekommen, nun etwas abkühlt. Spätestens in den Fjorden verläuft alles. Der Norwegische Toll heisst die Menschen willkommen. Hier trifft Rothaariges auf viel grün, dazwischen ein weißes Kreuzschiff. Das Palmenbild mit dieser Frau, die in einer Kochshow war, auf einem Werbeplakat für ein Online Reiseportal.

Keine verbotenen Worte über Minderheiten und Breivik weggeschlossen. Alles ist ruhig.

Wir wandern durch weiße Zeltstädte mit syrischen Gesichtern. Wir schaffen Gelefelder Elbinseln (heute Jenfeld) für die Flucht in Mann und Frau. Wir stellen Plastikpalmen auf und malen in Zahlen Bilder wie aus der Grundschulfibel. Nur heute viel bunter und detaillierter. Der Mann bei der Essensausgabe wird mit roten Haaren dargestellt. Er heißt Hugo und ist Philosoph. Seine Großeltern waren Indianer aus dem Edelsteinstaat, der rot schimmerte. Idaho, wie I Phone oder Thomas I PUNKT. Wir erklären dem ersten wehrlosen roten Wollschopf die Funktionen eines deutschen Kartoffelsalates. Menschen anderen Glaubens erzählen wir mit etwas mulmiger Schafskopfsülze im wabernden Brain, dass der Playboy ein Lifestylemagazin für Rückenprobleme und Fleisch ist. Ähnlich wie Beef. Dieses ganz ausgezeichnet trocken gereifte Lebensmagazin. Unreines Fleisch kommt nicht in den Wasserkocher und auch nicht in den Kaffee.




Die Plastikpalmen biegen sich im Hamburger Wind.
„Unter Palmen schwört sichs leicht!“*

28. September 2015   

* Cäthe


Samstag, 7. März 2015

Herr Schwerenöter

Sie haben sich Bilder von Kindern angeschaut? Schämen sie sich! Und zwar auch noch auf dem Laptop und nicht dort, wo es anständige Menschen machen! Auf der Straße, in der Schule und im Kindergarten. Da wäre das vielleicht noch okay, wenn sie sich nichts dabei denken würden. Sie haben wohl was zu verbergen. Und sie wissen wohl auch, was wir uns zu jedem dieser Bilder denken können. Nämlich nichts, wenn wir wohl gesonnen sind. Sonst aber denken wir uns was. Und zwar denken wir uns was über sie aus, Herr Schwerenöter. Wir denken, dass ihnen das teuer zu stehen kommen muss. Wir denken, dass wir das Volk sind und wenn das Gericht sie nicht ..., dann sind wir die Petition. Jaja, ich weiß – unanständiges Wort, total zweischneidig und doppeldeutig. Aber es heißt nun mal so. Petition.

Ich habe als Junge lieber mit Petrapuppen gespielt, als mit Barbies, aber das geht sie hier schon mal gar nichts an. Wir waren eben arm zuhause. Na und? Ist man deshalb schon verdächtig? Sie sollen sich nämlich mal was schämen. Mein Bildschirm bleibt sauber. Meine Gesetze mache ich mir selbst und zwar immer strengere und diese Fotos in den alten Pappkartons, die sind von früher. Zumindest die, die ich ihnen nicht zeigen werde.

Wenn sie so gucken, wie sie gucken, wenn sie sich was angucken, dann wundern sie sich mal nicht. Dann werden wir schnell mal zum Till Schweiger, zum Volksschauspieler, zum Verräter von einem wie sie einer sind. Wie sie schon aussehen, wenn sie sich was dabei denken. Sie freuen sich bestimmt schon, wenn es Läuse in der Kita gibt. Dann laufen nämlich mehr davon auf der Straße rum. Und glauben sie gar nicht, dass ich glaube, was in der Lügenpresse über sie geschrieben steht.

Übrigens, ich nehme ihre Spende gerne an. Schließlich bin ich ja kein Lobbyist vom Kinderschutzbund. Ich bin Privatmann, also Privatfrau wenn sie so wollen und daher von Haus aus (denn auch ich könnte theoretisch Kinder haben oder wenigstens welche kennen) betroffen und in einem gesunden Sinne vollkommen entsetzt.

Sogar über mich selbst.

7. März 2015