Früher hatte der Schimmer
roter Haare etwas Besonderes. Man vermutete stets umgefärbte Zigeunerkinder,
anstatt Sommersprossen unter blond roten Locken. Heute ist man ja ganz anders
drauf. Ganz aufgeschlossen. Man ist sogar freudig aufgeregt, wenn man in
Kochshows Rothaarige sieht. Kurzhaarige Rothaarige oder langhaarige Rothaarige.
Aber nie solche mit Messerschnitt. Könnt ihr euch Rothaarige mit gradem
Seitenscheitel vorstellen? Also ich nicht. Und doch muss es sie irgendwie
geben. Vielleicht unter den Flüchtlingen. Versehentlich ein Ire darunter
gerutscht, ohne Locken, aber mit roten Haaren. Die Haare so glatt wie halal.
Oder wie der Schnitt im Döner, wenn der Rub bei der Hühnerkleinvariante
deutlich zu Paprika mäßig ausgefallen ist. Glatt wie ein indischer Kinderkopf
in Uniform. Nur hellrot eben. Also in etwa so, wie wenn das Hühnerfleisch zu
lange in H Milch geschwommen ist.
Oder wenn eine
Nordeuropäerin unter Palmen liegt und nebst dem Palmenschatten, der orange
Charme des Lichtes ihren Scheitel berührt. Je älter man wird, desto dezenter
wird die Erotik, näch. Und je schlimmer findet man sich selbst dabei. Man
findet den Anstoß auf Rothaariges, weil irgendwo mal etwas attraktives
Rothaariges mal rote Haare gezeigt hat. Wären aber alle Menschen rothaarig,
dann spräche man jetzt von der Lava durch Europa, die hier oben angekommen, nun
etwas abkühlt. Spätestens in den Fjorden verläuft alles. Der Norwegische Toll
heisst die Menschen willkommen. Hier trifft Rothaariges auf viel grün,
dazwischen ein weißes Kreuzschiff. Das Palmenbild mit dieser Frau, die in einer
Kochshow war, auf einem Werbeplakat für ein Online Reiseportal.
Keine verbotenen Worte
über Minderheiten und Breivik weggeschlossen. Alles ist ruhig.
Wir wandern durch weiße
Zeltstädte mit syrischen Gesichtern. Wir schaffen Gelefelder Elbinseln (heute
Jenfeld) für die Flucht in Mann und Frau. Wir stellen Plastikpalmen auf und
malen in Zahlen Bilder wie aus der Grundschulfibel. Nur heute viel bunter und
detaillierter. Der Mann bei der Essensausgabe wird mit roten Haaren
dargestellt. Er heißt Hugo und ist Philosoph. Seine Großeltern waren Indianer
aus dem Edelsteinstaat, der rot schimmerte. Idaho, wie I Phone oder Thomas I
PUNKT. Wir erklären dem ersten wehrlosen roten Wollschopf die Funktionen eines
deutschen Kartoffelsalates. Menschen anderen Glaubens erzählen wir mit etwas
mulmiger Schafskopfsülze im wabernden Brain, dass der Playboy ein
Lifestylemagazin für Rückenprobleme und Fleisch ist. Ähnlich wie Beef. Dieses
ganz ausgezeichnet trocken gereifte Lebensmagazin. Unreines Fleisch kommt nicht
in den Wasserkocher und auch nicht in den Kaffee.
Die Plastikpalmen biegen
sich im Hamburger Wind.
„Unter Palmen schwört
sichs leicht!“*
28. September 2015