K(eine) Materialschlacht
In früheren Sportreportagen hieß es immer: Mensch und Material. Man wusste also, dass es sich hier um zwei unterschiedliche Aspekte handelt. Der Mensch nutzt das Material um erfolgreich zu sein. Beim Sport und bei der Arbeit. Die Betriebswirtschaftslehre, die im Verdacht steht, besonders nüchtern und nicht sonderlich human zu sein, spricht von Human Resources und meint damit das Immaterielle, was einem Arbeitgeber zur Verfügung steht. Gemeint ist vereinfacht gesagt: der Mensch. Und dabei ist es egal, ob er für viele Millionen Euro gegen den Ball tritt, oder für wenige Tausend einen Menschen aus dem Bett holt und pflegt.
Material ist das Stoffliche und Wertstoffliche, dieses was man zwischen den Fingern reibt, um seine Qualität zu erkunden. Gut, man hat den Begriff Mensch und Material schon mal gerne im Sinne böser Dinge vereinigt und damit verwässert. Kriegsrhetorik, die ja auch aktuell tödlicher Weise von der Fußballrhetorik übernommen wird. Adolf Hitler schrieb in „Mein Kampf“ vom „Menschenmaterial“ und im dunkelsten Kapitel nannte man die KZ-Häftlinge so, sogar mit dem Zusatz unbrauchbar.
Davon abgesehen ist es keine Frage, dass die geschäftlichen Zusammenhänge mit der runden Wertstofflichkeit (früher Leder) alles andere, als ein spaßiges Schwimmbecken für Nichtschwimmer mit Schwimmflügelchen sind. Da wird gefeilscht, ausgebotet und betrogen. Da wird gelogen und Menschen und sklavische Zusammenhänge stehen sich durchaus nah. Aber es ist keine Materialschlacht, sondern das harte Geschäft um Human Resources, also das Immaterielle.
Und so lange wir Immaterielles, also Menschen das Material bewegen, bleibt das auch so. Natürlich verführt diese Debatte wie immer zu impulshaften Reaktionen. Leute, die es zum kotzen finden, dass „Spielermaterial“ der falsche Begriff ist. Leute, die es dann auch nicht zugeben, wenn sie entlarvt werden. Warum auch? Es ist ein mittlerweile verbreitetes Hobby sich von einer woken Klasse gegängelt zu fühlen, die allerdings in weiten Teilen weder Woke, noch belehrend sein will, sondern einfach nur manchmal weiß, welche Bedeutung nun einmal bestimmte Worte haben.
Woke Sprache mit ihrem knapp einhundert Jahre alten afroamerikanischen Ursprung – klar da sind natürlich traditionell viele dagegen, denn das wäre ja Politik. Wenn man aber Politik und Sport nie im Zusammenhang sieht, dann überlässt man sie übermächtigen Verbänden, für die es eine prima Gelegenheit finden, Spieler zu Material zu machen. Das erleichtert deren Arbeit ungemein.
2. Juli 2024